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Geschichte

Die Glückstädter Werkstätten blicken auf eine mehr als 50-jährige Geschichte zurück. Los ging es mit 22 Beschäftigten in einem ehemaligen Gartenhaus des Städtischen Krankenhauses Glückstadt. Was seitdem alles geschehen ist, lesen Sie detailliert in unserer Chronik:

Chronik der Glückstädter Werkstätten

1973

Wie alles begann

Ein großes Ereignis der Menschheit begann in einem einfachen Stall... Ähnlich bescheiden fing die Geschichte der Glückstädter Werkstätten an, nämlich in der „Baracke“. So nannte man das ehemalige Gartenhaus des Städtischen Krankenhauses. Umgebaut und renoviert diente es als erstes Domizil der Glückstädter Werkstätten.

Zu verdanken war die Gründung der Werkstätten der ausdauernden und engagierten Arbeit einer Elterninitiative unter dem Vorsitz von Martin Grimm. Schon zu Beginn der 1960er Jahre taten sich Itzehoer Eltern zur Förderung und Betreuung ihrer Kinder mit Behinderungen zusammen. Sie bildeten die Lebenshilfe für das behinderte Kind e.V. und wünschten sich für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine „Beschützende Werkstatt“. Mit der Nordelbischen Gesellschaft für Diakonie e.V. an ihrer Seite, hatten die Eltern einen verlässlichen Partner, der die Trägerschaft der Werkstatt übernahm. Erste Räumlichkeiten fanden sich dann im benachbarten Glückstadt. Karsten Rave übernahm die Organisation des Projektes. 

Eine Werkstatt mit angeschlossenen Wohnhäusern blieb zunächst noch ein Traum. Die ersten Beschäftigten, 22 junge Leute aus der Umgebung, fuhren deshalb per Bus zur Arbeit. Als erste große Veranstaltung fand im Dezember ein Weihnachtsbasar statt. Die 80 Gäste freuten sich besonders über den Besuch von vier Kindern und einer Erzieherin aus der Glückstädter Kinderstube im Paul-Gerhardt-Haus, die den kompletten Erlös ihres Spielzeugbasars spendeten.

1974

Immer mehr Unterstützung…

…erhielten die Glückstädter Werkstätten aus der Bevölkerung. Der Ortsverein des Roten Kreuzes, die Abiturientinnen und Abiturienten des Detlefsen-Gymnasiums, die CDU-Frauenvereinigung – sie alle unterstützten das Projekt finanziell. Mittlerweile hatten 30 Menschen mit Behinderungen in den Werkstätten einen Arbeitsplatz gefunden.

1975

Umzug und Neustart

Die Zeit in der provisorischen Baracke ging zu Ende. Auf dem Gelände des ehemaligen Landesfürsorgeheims in der Stadtstraße in Glückstadt konnte im März Richtfest für das neue, großzügige Werkstattgebäude gefeiert werden. Einen Monat später folgte der Spatenstich für die dazugehörigen Wohnhäuser, wodurch die Werkstattgründer ihrem ursprünglichen Vorhaben noch einen Schritt näherkamen: Wohnen und Arbeiten kombinieren. Die neue Werkstatt bot Platz für 120 Beschäftigte und konnte Ende 1975 bezogen werden.

1976

„Die Bevölkerung soll endlich einmal wissen, was hier wirklich gemacht wird.“

Mit diesen Worten lud Einrichtungsleiter Horst Windt die Glückstädter noch vor der offiziellen Einweihungsfeier im Sommer zu einem zweitägigen Tag der offenen Tür. ein Sein Wunsch war, dass die Werkstatt zu einem festen Teil der Stadt werden und Beachtung finden sollte.

In der neuen Werkstatt gab es ein Drei-Stufen-Modell. Neuankömmlinge begannen im sogenannten „Eingangsbereich“, aus dem sich in den folgenden Jahren der Berufsbildungsbereich mit Eingangsdiagnostik und Potenzialanalyse entwickelte. Anhand der Stärken, Schwächen und Vorlieben der zukünftigen Beschäftigten wurde eine für sie passende Tätigkeit gesucht. Im anschließenden „Arbeitstrainingsbereich“ wurden sie auf ihre neue Wirkungsstätte vorbereitet und lernten unter anderem den Umgang mit den entsprechenden Werkzeugen und Maschinen. Die Produktionsstufe bildete den Arbeitsbereich. In der Montage und der Holz- und Metallverarbeitung wurden Aufträge aus der Industrie ausgeführt, aber auch eigene Produkte hergestellt, wie etwa Werkbänke, Schränke und Regale.

Im August fand die feierliche Eröffnung von Werkstatt und Wohnstätte statt. Dr. Volker Wolfsteller, Vertreter der Nordelbischen Gesellschaft für Diakonie e.V., betonte den Zusammenhang zwischen Förderung und Wirtschaftlichkeit: „Hier ist kein Pflegeheim entstanden, sondern in Fortführung der beschützenden Werkstatt eine Produktionsstätte, die selbst zu den Unkosten dieser Einrichtung zu einem guten Teil beiträgt.

1977

Noch mehr Arbeitsangebote

Raus aus der Werkstatt, rein in die Gärten hieß es für die Gartengruppe. Unter der Anleitung eines erfahrenen Gärtners fuhren die Beschäftigten zu Auftraggebern, um dort die Privatgärten zu gestalten. 

Mit 130 Beschäftigten waren die Werkstätten nun voll besetzt. Ihnen konnten viele Tätigkeiten angeboten werden: Neben dem in Werkstätten weit verbreiteten Montieren, Sortieren und Verpacken gab es die Textilgruppe, die Holz- und Metallverarbeitung, die Gartenpflege und die Hauswirtschaftsgruppe. 

Im Wohnheim hatten sich die Bewohnerinnen und Bewohner in Ein- und Zweibettzimmern eingelebt und bildeten kleine Wohngemeinschaften zu sechs Personen. Jede Gruppe organisierte ihren Alltag vom Einkaufen bis zum Abendessen selbst.

1978

Auf Wachstumskurs

Zu einem Teil der Werkstätten wurde die alte Reetdach-Scheune auf dem Gelände. Dank der Umbauten konnte das Erdgeschoß erweitert werden, so dass nun insgesamt 180 Werkstattplätze zur Verfügung standen.

Für die Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnhäuser entstanden im Obergeschoß neue Freizeiträume. Ihre erste „Bewährungsprobe“ bestand das neue Gebäude im Rahmen der Weihnachtsfeier. Zu späterer Stunde befanden sich alle Gäste, ob mit oder ohne Rollstuhl, auf der Tanzfläche und genossen den Höhepunkt der Veranstaltung: die Weihnachtsdisco. 

1981

Kein Weihnachten ohne Basar

Riesige Menschentrauben vor den Werkstatttüren? Dann ist wieder Weihnachtsbasar. Zum wahren Besuchermagneten entwickelte sich die im Jahr 1977 erstmal ins Leben gerufene Verkaufsveranstaltung, auf der selbstgemachte Kleinigkeiten der Beschäftigten angeboten wurden. Rund 2.000 Besucher schlenderten durch die Buden, erwarben kleine Geschenke und erfreuten sich am bunten Rahmenprogramm. Am Grill und in der Kaffeestube wurde für das leibliche Wohl gesorgt. 

1983

10 Jahre Glückstädter Werkstätten!

Aus dem kleinen Provisorium seit Eröffnung der Werkstatt 1973 war ein Erfolgsmodell geworden. Für 214 Menschen mit Behinderung boten die Werkstätten einen Arbeitsplatz, 95 Beschäftigte lebten in den Wohnhäusern. Auch das Arbeitsangebot war vielfältiger geworden. Zur Auswahl standen die Bereiche Hauswirtschaft, Textiles Werken, Garten- und Landschaftspflege, Holz- und Metallverarbeitung und Montage. Die Bedeutung der Werkstattarbeitsplätze und ihres breiten Anforderungsspektrums fasste Einrichtungsleiter Horst Windt zusammen: „Der Betreute muss eine Beschäftigung haben, die ihm Spaß macht, die für ihn einen Sinn darstellt.“ 

1985

Neuer Standort, neue Herausforderungen

Die Verbindung der Glückstädter Werkstätten nach Itzehoe war schon immer eng, hatte doch die dortige Elterninitiative die Gründung der Werkstätten mit angeregt. Nun suchten die Glückstädter eine Möglichkeit, in Itzehoe einen zusätzlichen Standort zu eröffnen. Der Träger der Glückstädter Werkstätten, die Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie e.V. (NGD), hatte kurz zuvor das ehemalige Kinderheim Edendorf übernommen. Bei der Umgestaltung zum Jugenddorf entstanden neue Angebote der Kinder- und Jugendhilfe, aber auch Werk- und Wohnstätten für die zusätzliche Betriebsstätte der Glückstädter Werkstätten. Viele Beschäftigte freuten sich auf den Umzug in die neuen Räume wegen des verkürzten Arbeitsweges.

1987

„Kiek mol in“

Mit dem „Kiek mol in“ öffnete ein Werkstattladen, in dem das ganze Jahr über kleine Geschenke wie Holz- und Webarbeiten und verschiedene Produkte aus der Werkstatt verkauft wurden.

1989

Itzehoe folgt Glückstädter Vorlage

Die Außenstelle in Itzehoe-Edendorf blieb weiter auf Erfolgskurs. Die Aufgeschlossenheit der Stadtbevölkerung gegenüber ihren neuen Nachbarn hatte sich schon im Vorjahr gezeigt, als beim Tag der offenen Tür ein riesiger Andrang herrschte. Nun entstanden weitere Werkstattplätze in zentraler Lage. Da sich in Glückstadt die Kombination aus Wohnen und Arbeiten so gut bewährt hatte, sollten auch die neuen Gebäude kombiniert genutzt werden. 

1991

Angebotserweiterung für Menschen mit psychischer Erkrankung

In Itzehoe eröffnete die neue Betriebsstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen an der Schumacherallee. In der Druckerei, der Gravur, der Gurtnäherei und im Quickprintbereich entstanden 40 neue Arbeitsplätze. An die Werkstätten schloss sich ein Wohnhaus an, in dem 30 Bewohnerinnen und Bewohner in kleinen Gruppen als Selbstversorger lebten.

1998

Von 22 auf 390 in 25 Jahren!

Mit 22 Beschäftigten hatte 1973 alles angefangen. Zum 25-jährigen Jubiläum präsentierten sich die Glückstädter Werkstätten mit einem Tag der offenen Tür, der parallel an allen drei Standorten stattfand. Sowohl in Glückstadt als auch in Itzehoe feierten die insgesamt 360 Beschäftigten mit ihren Gästen und ließen sie einen Blick hinter die Kulissen werfen. Einer besonderen Herausforderung mussten sich dabei die Besucherinnen und Besucher in Glückstadt stellen: Sie wurden in den „Dschungel der Vorurteile“ geschickt. Es galt, Schritt für Schritt die Werkstattwelt zu erkunden, Vorurteile zu erkennen und abzubauen. Auf dem ganzen Werkstattgelände wurde ein buntes Programm geboten, und drei extra eingerichtete Café-Bereiche luden zum Verweilen ein. 

2001

„Mit seinem Handeln der Zeit immer einen Schritt voraus…

…und ein visionärer Denker“: So charakterisierte Hans Valdorf, Vorstandsvorsitzender der Norddeutschen Gesellschaft für Diakonie e.V. (NGD), Horst Windt bei den Verabschiedungsfeierlichkeiten.

Nach über 25 Jahren als Leiter der Glückstädter Werkstätten ging er nun in den Ruhestand. Vieles hatte sich seit 1975 gewandelt: Die Zahl der Arbeitsplätze hatte sich mehr als verdreifacht, neue Standorte waren dazugekommen, Anforderungen und Aufgaben hatten sich verändert. Landespastorin Petra Thobaben ehrte ihn und sein Werk mit dem Kronenkreuz der Diakonie. Auch für Christoph-Emanuel Gaenslen war die Verabschiedung ein besonderer Tag: Er wurde als neuer Leiter der Glückstädter Werkstätten berufen.

Aktiv am Arbeitsleben teilzunehmen ist ein erstrebenswertes Ziel für alle. Um Menschen mit psychischen Erkrankungen, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zeitweise nicht zurechtkommen, Hilfe und Unterstützung anzubieten, gab es erste spezielle Angebote bei den Glückstädter Werkstätten bereits seit 1991. Zehn Jahre später gründeten die Glückstädter Werkstätten dann den Arbeitsverbund Steinburg (AVS), heute Boje. Ermöglicht wurde die Gründung durch die Ausgliederung der arbeitstherapeutischen Bereiche der Sozialpsychiatrischen Initiative (SPI) in Hennstedt und Quarnstedt. Im Mittelpunkt der Arbeit mit den ersten 18 Beschäftigten stand die Förderung der kognitiven, sozialen, kommunikativen und psychomotorischen Fähigkeiten.

Mit dem Aufruf „Gib mir einen Namen!“ wurde eine neue Mitarbeitenden-Zeitschrift bei den Glückstädter Werkstätten ins Leben gerufen, die den bisherigen „Palstek“ ablöste. Der gefundene Name war dann „Freiraum“. Die bunte und informative Zeitschrift erscheint bis heute zweimal jährlich und berichtet über Ausflüge, Sportveranstaltungen, Bildungsangebote und vieles andere mehr.

2002

Wir entscheiden mit!

Schon lange gab es in den Glückstädter Werkstätten einen Werkstattrat, der die Interessen der Beschäftigten vertrat. Mit dem Inkrafttreten des neuen Sozialgesetzbuches zu Beginn des Jahres 2002 wurden ihre Rechte und Pflichten stark erweitert. Bauliche Veränderungen, das Anschaffen neuer Maschinen, aber auch Entlassungen oder das Einstellen neuer Gruppenleiter – all dies musste in Zukunft auch vom Werkstattrat genehmigt werden. Die sieben Mitglieder wurden für vier Jahre gewählt. Beratend zur Seite stand ihnen eine Vertrauensperson, die vom Werkstattrat aus den Reihen der hauptamtlichen Mitarbeitenden gewählt wurde.

Mit ein bisschen Hilfe wird vieles einfach – und dafür gab es von nun an WILMA – Wohnen mit Assistenz. Dahinter stand ein Team von pädagogischen Fachkräften, die Menschen mit Behinderung Unterstützung beim Leben in den eigenen vier Wänden und Hilfe zur Selbsthilfe boten.

2003

Glück im Unglück…

hatten die Beschäftigten der Glückstädter Werkstätten am 16. September. Wie jeden Mittag hatten sie sich im Speisesaal des Reetdachhauses getroffen, um dort gemeinsam zu essen. Kurz darauf nahm das Unglück seinen Lauf: Rauch stieg auf. Alle reagierten besonnen, die Feuerwehr wurde alarmiert und alle Menschen konnten das Gebäude unbeschadet verlassen. Das Feuer breitete sich dagegen immer mehr aus, bis das ganze Reetdach in Flammen stand.

Den 125 Feuerwehrleuten aus 12 Wehren gelang es, ein Übergreifen der Flammen auf die umliegenden Gebäude, darunter eine Tankstelle und ein Supermarkt, zu verhindern. Der Sachschaden ging in die Millionenhöhe, und vier Feuerwehrleute wurden verletzt. Als Dank für ihren mutigen Einsatz überreichte Christoph-Emanuel Gaenslen jedem der beteiligten Feuerwehrleute einige Tage später ein persönliches Präsent aus den Werkstätten.

Zuvor hatte es ein erfreuliches Ereignis gegeben. Nach nur einem Jahr Bauzeit konnte die neue Wohnstätte im Tegelgrund in Glückstadt eingeweiht werden. 23 Einzelzimmer und drei Trainingswohnungen, in denen das Leben in den eigenen vier Wänden geübt werden kann, wurden von den neuen 29 Bewohnerinnen und Bewohnern begeistert bezogen. 

2004

AVS jetzt auch in Glückstadt

Immer größer wurde die Nachfrage nach Plätzen für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Der Arbeitsverbund Steinburg (AVS) eröffnete daher eine zusätzliche Betriebsstätte in der Christian-IV-Straße in Glückstadt. Es wird noch vier Jahre dauern, bis AVS (dann Boje genannt) in das Glückwerk in die Große Kremper Straße in Glückstadt zieht.

2005

Endlich wieder zusammen essen…

.. konnten die Beschäftigten der Glückstädter Werkstätten. Bei dem verheerenden Feuer 2003 war das Gebäude zerstört worden, in dem sich unter anderem der große Speisesaal befand. Bei der Neuplanung hatte man sich nicht wieder für ein mehrstöckiges Haus, sondern für zwei getrennte Gebäude entschieden. In einem wurden die Schlosserei und der neue Speisesaal untergebracht, der auch als Veranstaltungsraum genutzt werden kann. Das andere Gebäude wurde auf die Teilnehmer der Tagesförderstätte ausgerichtet. Gruppen- und Therapieräume boten Platz für die individuelle Arbeit in Kleinstgruppen. Beide Gebäude konnten in diesem Jahr eingeweiht werden. 

In Zusammenarbeit mit den Freunden der Marschbahn und der Bundesagentur für Arbeit konnte ein ganz besonderes Projekt realisiert werden, nämlich das Eisenbahncafé. In einem vor dem Verschrotten geretteten Waggon konnten Beschäftigte, Mitarbeitende und Gäste Kaffee und Kuchen in einer besonderen Atmosphäre genießen. 

2006

Willkommen im DwerWerk!

In Itzehoe konnten die Glückstädter Werkstätten eine neue Betriebsstätte eröffnen – das DwerWerk in der Emmy-Noether-Straße. 120 Beschäftigte in vier verschiedenen Abteilungen fieberten der feierlichen Eröffnung mit geladenen Gästen entgegen. Wenige Monate nach der offiziellen Einweihung kam das Bistro im DwerWerk hinzu. Der Eröffnungserfolg des Bistros setzte sich fort, und zahlreiche Gäste werden seitdem mit Frühstücksangeboten, der beliebten Imbiss-Karte und den wechselnden Mittagsgerichten in das Gewerbegebiet gelockt.

2007

Ein neuer Standort…

…für den Arbeitsverbund Steinburg (AVS): In Hennstedt war es eng geworden, und durch den Umzug der Druckerei in das DwerWerk 2006 war in Itzehoe Platz frei geworden. Ein guter Standort für den AVS, der damit seine Angebote erweitern konnte.

2008

Gründung des Instituts für Berufsdiagnostik in Itzehoe

Arbeit ist ein Bedürfnis eines jeden. Sie schafft Anerkennung, auch bei einer Behinderung. Die Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie e.V. will daher seit je her Menschen mit geschwächten geistigen oder psychischen Kräften oder psycho-sozialen Handicaps vermehrt wieder in den Arbeitsprozess integrieren. Sie beteiligte sich hierfür an einem speziellen Förderungsprogramm der Bundesagentur für Arbeit, das auf zwei Jahre ausgelegt war. Ein Konzept wurde entwickelt, um die Arbeitsmarktfähigkeit – zum Beispiel anhand der motorischen Fähigkeiten, dem Konzentrationsvermögen oder der Kontakt- und Kritikfähigkeit – zu prüfen und eine betriebliche Erprobung anzuschließen. Mit einem Büro des Instituts für Berufsdiagnostik in Itzehoe begleiteten die Glückstädter Werkstätten das Projekt.

2009

Glückstädter Mischung

Im ehemaligen Postgebäude öffnete zentral in Glückstadts Fußgängerzone das „Glückwerk – Heimat guter Dinge“, ein Ladengeschäft mit Cafébar und Floristikangeboten. Menschen mit und ohne Behinderung beraten die Kundschaft zu außergewöhnlichen Wohnaccessoires und Geschenkartikeln sowie regionaler und internationaler Feinkost. Im Café-Bereich gibt es täglich selbst hergestellten Kuchen, Antipasti, Suppe oder Quiche. Schon seit einem Jahr befanden sich dort Werkstattarbeitsplätze für Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Ein Schlaganfall, ein Unfall – vieles kann zu einer Hirnschädigung führen, die das gewohnte Leben verändert. Für Menschen mit erworbener Hirnschädigung wurde eine Tagesförderstätte in Itzehoe gegründet. Gezielte, individuelle Förderung in Kombination mit diagnostischen, heilpädagogischen, therapeutischen und psychotherapeutischen Angeboten sollte Betroffene dabei unterstützen, ein möglichst selbstständiges Leben zu führen.

2010

Hoher Besuch im Glückwerk: Seine Sommerreise führte den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen, auch nach Glückstadt. Beim Rundgang durch das „Glückwerk“ und dem gemeinsamen Mittagessen nutzte er den persönlichen Kontakt mit den Beschäftigten, um mehr über ihr Leben und ihre Arbeit zu erfahren.

Die Fahrerinnen und Fahrer der Glückstädter Werkstätten bringen täglich zahlreiche Beschäftigte zu ihren Arbeitsplätzen und sind dabei in den Kreisen Steinburg und Pinneberg unterwegs. Der Sicherheitsstandard ist hoch – und wurde in diesem Jahr durch ein Fahrsicherheitstraining noch weiter erhöht.

2011

Frischer Wind in alten Gemäuern

Jahrelang stand das alte Katasteramt in Itzehoe leer. Im barrierefreien Hochparterre eröffneten die Glückstädter Werkstätten „himmel + erde“, ein Café und Restaurant. Egal ob Frühstück und Brunch, Mittagstisch oder Kaffeestunde – mitten in der Innenstadt bietet „himmel + erde“ die Möglichkeit für eine kleine Auszeit. Das Personal setzt sich zusammen aus Fachkräften und Menschen mit Behinderungen, denen in der Küche, im Service, in der Hauswirtschaft und der Verwaltung eine inklusive Beteiligung am Arbeitsleben ermöglicht wird.

2012

„Der Bundestag ist für alle da“…

… meint Dr. Ernst Dieter Rossmann, Bundestagsabgeordneter der SPD aus Pinneberg. Und so lud er eine Gruppe Beschäftigter der Glückstädter Werkstätten nach Berlin ein. In der Hauptstadt erwartete die Gruppe ein volles Programm, das mit einem Mittagessen im Besucherrestaurant des Deutschen Bundestages startete. Die Leiterin des Berliner Büros des Abgeordneten berichtete über den Alltag eines Bundestagsabgeordneten und lauschte auch von den Erzählungen der Beschäftigten aus dem Werkstattalltag. Eine Führung durch das Reichstagsgebäude und die berühmte Kuppel rundeten den Tag ab. 

Was will ich werden? Jeder kennt diese Frage und hat sie sich schon gestellt. Für Menschen mit Handicap, die eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt suchen, gibt es seit Februar elmar – Elmshorner Arbeitsassistenz. Das Team von elmar mit dem Schwerpunkt „Berufliche Bildung und Arbeit“ unterstützt Menschen mit Behinderungen im Kreis Steinburg und nördlichen Kreis Pinneberg ganz individuell, ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen von Arbeit durch Praktika, betriebliche Ausbildungen oder unterstützte Arbeitsplätze umzusetzen. 

2013

Ein weiterer Meilenstein ist erreicht – 40 Jahre Glückstädter Werkstätten

Bei einem Tag der offenen Tür auf dem Betriebsgelände in der Stadtstraße in Glückstadt wurde zum 40-jährigen Bestehen ein buntes Programm geboten: Gottesdienst mit der Werkstatt-Band, Ehrung langjähriger Beschäftigter, Glückstädter und Oelixdorfer Spielmannszug, Chearleader-Gruppe „Die Panthers“ und Fahnenschwinger aus Krempe, Gospelchor Christus Zentrum Arche Elmshorn, ShantyChor Störschipper aus Itzehoe, Capoeira Show und und und. Bis in den Abend wird gesungen, getanzt und gefeiert. 

2014

Aus der WfpbM Arbeitsverbund Steinburg (AVS) wird Boje – Berufliche Eingliederung und Orientierung. Da der Bedarf an Werkstattplätzen für psychisch beeinträchtigte Menschen wächst, vergrößert die Boje ihr Angebot um den Standort Elmshorn in der Holstenstraße.

Im August kommt die Politik-Prominenz nach Itzehoe. Ministerpräsident Torsten Albig besucht auf seiner Sommertour das Café und Restaurant himmel + erde. Die Wurst vom Grillbuffet mundet ihm außerordentlich und das Haus hat einen Fan mehr. 

2015

Eine saubere Sache

Die hauseigenen Wäschereien auf dem Gelände in Glückstadt und in angemieteten Räumen des DRK-Seniorenheims kamen an ihre Kapazitätsgrenzen. 130 Tonnen Wäsche wurden zu dieser Zeit jährlich für die Bewohnerinnen und Bewohner, die Werkstatt-Bereiche und die gastronomischen Einrichtungen gewaschen. Mit dem Bau einer neuen Wäscherei in Horst, WASCHBOTE – Textilpflege & Service, sollte dieses Volumen auf 450 Tonnen pro Jahr ansteigen. Durch die Konzentration auf einen Standort konnten der Personaleinsatz und die Produktionsabläufe optimiert werden. Mittels dampfbeheizter Waschmaschinen und gasbetriebenen Trocknern ließ sich auch noch Energie einsparen. Die modernen Waschmaschinen verbrauchten gleichfalls viel weniger Wasser. Neben diesen Vorteilen bot die neue Betriebsstätte attraktive und moderne Werkstattplätze für viele Beschäftigte.

2016

Gesunde Oase in Elmshorn

Das brauchte Elmshorn! In der Nähe des Bahnhofs und der Fußgängerzone öffnete im Februar nach einigen Umbauarbeiten das einladende „BojeMio“ seine Pforten. Gleich nebenan war bereits die Gravur- und Schilderherstellung von Boje, der Werkstatt für psychisch beeinträchtigte Menschen bei den Glückstädter Werkstätten, ansässig. Das Bistrocafé bietet köstliche Gerichte wie Flammkuchen oder Bowls, täglich wechselnden Mittagstisch, hausgemachten Kuchen, Kaffee, Tee und Erfrischungsgetränke – vorrangig aus regionalen und fair gehandelten Produkten. Menschen mit psychischer Beeinträchtigung sorgten mit Unterstützung durch hauswirtschaftliche oder pädagogische Fachkräfte dafür, dass sich die Gäste bei ihrer kleinen Pause in der gesunden Oase wohlfühlen. 

Das Jahr ist auch geprägt vom Neubau einer Tagesförderstätte, 16 barrierefreien Mietwohnungen sowie einer Therapiepraxis für Physio- und Ergotherapie mit dem Schwerpunkt auf neurologische Behandlungen am Schulgang in Glückstadt. In der Tagesförderstätte sollen 25 Menschen mit Handicap gefördert und der Tagesablauf sinnvoll gestaltet werden. Die Wohnungen sind mit barrierefreien Küchen und Bädern ausgestattet. Pädagogisches und pflegerisches Fachpersonal steht den Mieterinnen und Mietern bei Bedarf unterstützend zur Seite.

Im März musste aber zuerst die Alte Stadtschule am Wall dem Neubauprojekt weichen. Bei einer öffentlichen „Abbruchparty“ durfte einer der Beschäftigten der Glückstädter Werkstätten sogar den Bagger führen, mit dem das erste große Loch in die Wand der ehemaligen Stadtschule gerissen wurde. Im Juli nahm das Projekt bei der feierlichen Grundsteinlegung weitere Formen an und im Dezember wurde beim Wintergrillen Richtfest gefeiert.

2017

Erlebbare Inklusion

Am 3. November 2017 war der Moment der feierlichen Einweihung des Schulgang-Projektes. Nach einstimmenden Klängen der Werkstattband V.I.P.‘s kam Georg Kallsen auf die Beweggründe zu sprechen, warum die NGD-Gruppe in dieses Projekt investiert. Hauptgrund war der starke Mangel an bezahlbarem Wohnraum für Menschen mit Behinderung, die selbstständig in den eigenen vier Wänden leben wollen.

Für die Vorsitzende des Werkstattrates, Sabine Feldmann, war es dann eine große Freude, den symbolischen Schlüssel vom verantwortlichen Architekten Thomas Ritscher von GRS Reimer Architekten in Empfang zu nehmen. Am Nachmittag wurden das Gebäude und die Angebote der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Glückstädter Bürger erschienen zahlreich, hatten sie den Abbruch der Stadtschule und die Fortschritte des Neubaus gut mitverfolgen können. 

Zuvor war im Hafen von Glückstadt so richtig was los. Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums charterte die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland die imposante Dreimastbark „Artemis“, auch liebevoll „Luther-Kutter“ genannt. Ende Juli machte sie Station in Glückstadt, wo die ortsansässige Gemeinde ein buntes Programm auf die Beine stellte. Dabei genossen sowohl die Ukulele-Band „Starke Saiten“ als auch die Werkstattband „V.I.P.’s“ der Glückstädter Werkstätten mit viel Spaß an der Musik ihren Auftritt. Kulinarische Verlockungen bot das Restaurant der Glückstädter Werkstätten himmel + erde an. Das gemeinsame Abendmahl fiel dann sehr originell aus. Da Glückstadt für seinen Matjes berühmt ist, gab es dank eines spendablen Gastronomen und fleißigen Händen aus dem himmel + erde ein Matjes-Abendmahl. Dabei kam es zu einer Völkerverständigung der besonderen Art: Zwei Syrer und bekennende Moslems, die im himmel + erde gerade ein Praktikum machten, reichten den Christen das Abendmahl. Wenn es doch überall so friedlich und einfach wäre.

Die Verantwortung für die NGD-Einrichtungsstandorte der Sozialpsychiatrischen Initiativen (SPI) in Itzehoe und Lohbarbek im Kreis Steinburg wurde in diesem Jahr auf die Glückstädter Werkstätten übertragen. Mit 17 Mitarbeitenden betreute SPI stationär 25 Menschen mit psychischen Erkrankungen.

2018

Good morning, welcome und Moin, Moin…

… begrüßte der Einrichtungsleiter der Glückstädter Werkstätten, Christoph-Emanuel Gaenslen, eine Delegation aus dem Iran. Die Universitäten von Isfahan und Hamburg wollten sich Anregungen zum Thema „Inklusion im ländlichen Raum“ holen und wie man Menschen mit Behinderungen im Iran unterstützen könnte. Per Dolmetscher erklärten die Glückstädter Werkstätten den 23 Gästen das Grundkonzept der diakonischen Arbeit, bevor es vor Ort in die Bereiche ging: Berufsbildung, Werkstatt, Tagesförderstätte.

Auch der Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt durch Praktika oder eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung wurde vorgestellt. Bei einem abschließenden Besuch im Rathaus betonte die Delegation, dass sie viele Anregungen in ihre Heimat mit nehmen werden. 

2019

Glückstädter Werkstätten übernehmen Eingliederungshilfe von Vitanas

Zum 1. Januar übernehmen die Glückstädter Werkstätten den Bereich der Eingliederungshilfe des Psychiatrischen Centrums Glückstadt der Berliner Vitanas GmbH & Co. KGaA mit 110 Plätzen für Menschen mit seelischen und suchtbedingten Erkrankungen. Die 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vitanas werden von den Glückstädter Werkstätten weiter beschäftigt. Der Name des neuen Bereiches lautet „almamia – am Leben teilnehmen“. „Die Stabilisierung der seelischen Gesundheit durch die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft jedes einzelnen Bewohners sehen wir als unsere maßgebliche Aufgabe“, so der Einrichtungsleiter der Glückstädter Werkstätten, Christoph-Emanuel Gaenslen.

Die „Starken Saiten“, die Ukulele-Band der Glückstädter Werkstätten, bekommt in diesem Jahr besonders viel Aufmerksamkeit. Im April kamen vom Kreis Steinburg der Kreispräsident, Peter Labendowicz, sowie die Beauftragte für Menschen mit Behinderung, Christine von Bargen. Und dies nicht mit leeren Händen. Die Ukulele-Band hatte sich einen Verstärker gewünscht, damit ihre musikalischen Beiträge auch gut zu hören sind. Und den bekamen sie dann auch. Zum Dank trugen sie einige ihrer Lieblingslieder vor, u. a. den legendären Werkstatt-Song. Im August erhielten die „Starken Saiten“ dann eine Spende vom Itzehoer Verein „Donna Doria“, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, besonders Mädchen und Frauen in der Gesellschaft eine Stimme zu geben. Starke Stimmen haben die „Starken Saiten“ schonmal! 

Die Angebote der Tagesförderstätten der Glückstädter Werkstätten wurden durch die Tagesförderstätte für Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung in Borsfleth bei Glückstadt ergänzt. Hier werden Menschen gefördert, die darauf angewiesen sind, in einem auf sie abgestimmten Rahmen unterstützt zu werden. Es wird ein Umfeld geschaffen, das den individuellen Bedürfnissen dieser Menschen gerecht wird und eine spezifische Förderung und Begleitung ermöglich, z. B. durch die spezielle Gestaltung der Räume und des Außengeländes oder eine verlässliche Tagesstruktur.

2020

Und auf einmal ist nichts mehr, wie es war

Das Jahr 2020 wird mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in die Geschichte eingehen. Am 16. März verhängte das Land ein Betretungsverbot und alle Menschen mit Handicap durften nicht mehr in die Werkstatt und Tagesförderstätte kommen. Der für die Menschen mit Behinderungen besonders wichtige Kontakt lief nur noch eingeschränkt per Telefon, Post oder soziale Medien. Und die Mitarbeitenden in den Wohnhäusern übernahmen plötzlich die Ganztagesbetreuung. 

Gleichzeitig fehlte die Arbeitskraft der Beschäftigten und zahlreiche Kundenaufträge wurden gar nicht oder nicht fristgerecht abgearbeitet. Dies stellte einen fast vollständigen Einbruch der Produktion und damit auch einen Wegfall fast aller Erträge dar. Systemrelevante Bereiche, wie die Wäscherei WASCHBOTE Textilpflege und Service hielten die Arbeit aufrecht. Dafür bedankte sich der NGD-Geschäftsführer, Martin Seehase, bei einem Besuch mit gern genommenen Süßigkeiten. 

Die Teilwiedereröffnung in kleinen Schritten ab 18. Mai und der Regelbetrieb mit Hygienekonzept ab 29. Juni haben dann etwas Normalität zurückkehren lassen. Die Einhaltung der AHA-Regeln (Abstand halten – Hygiene beachten – Alltagsmaske tragen) funktionierte bei den Beschäftigten mit Handicap erstaunlich gut. Alle Beschäftigten durften erst im Herbst wieder zur Arbeit kommen, aber aufgrund der Abstandsregelungen nicht alle auf einmal und nur zeitlich begrenzt. Neue Aufträge kamen aufgrund der allgemein schwierigen Wirtschaftslage nur schleppend herein. Auch die gastronomischen Einrichtungen hatten große Umsatzeinbußen. 

Während all der täglichen Neuerungen und allgemeinen Verunsicherung kam es zu einem Wechsel in der Einrichtungsleitung. Christoph-Emanuel Gaenslen verließ im April die Einrichtung und ging nach Bayern, während Andreas Glatte vom Niederrhein in den hohen Norden zog und die Glückstädter Werkstätten fortan leitet. Er arbeitete schon 25 Jahre in der Eingliederungshilfe. Bei den Glückstädter Werkstätten zog ihn die Vielfalt der Tätigkeitsfelder und Angebote an: Großküche, Druckerei, Wäscherei, Näherei, Einzelhandelsgeschäfte, Restaurants und so viele Wohnhäuser. Nun musste er die Glückstädter Werkstätten vor allem sicher durch die Corona-Zeit bringen.

2021

Die lang ersehnte Impfung

Nach einem Jahr erwischte es dann auch die Glückstädter Werkstätten mit dem ersten Corona-Fall. Zum Glück lief für den Patienten alles glimpflich ab. Weiterhin war jedoch viel Vorsicht geboten. Bei den Schnelltests unterstützte anfänglich die Bundeswehr, später führten diese der Pflegedienst von WILMA aus oder die Testungen erfolgten durch Selbsttest. Im März ging dann ein allgemeines Aufatmen durch die Menge. Impfungen waren möglich! Sogenannte mobile Impfteams besuchten die Glückstädter Werkstätten. Minutiös organisiert verliefen die Impf-Tage an 12 Sammel-Standorten reibungslos. 

Mit dem Sommer kam ein Hauch von normalem Leben zurück. Im Juli öffnete das „himmelsglück“ in Itzehoe mit neuem Konzept. Das kleine Ladengeschäft gab es unter dem Namen „Remise“ schon seit 2017. Nun sollten in erster Linie Produkte aus ganz vielen Werkstätten für Menschen mit Behinderung zum Sortiment gehören, zum Beispiel schöne Dinge aus Stoff, Wachs, Holz oder Keramik. Zum anderen fanden sich auch zumeist regional erzeugte Lebensmittel mit Genussgarantie, wie Käse, Honig, Müsli, Apfelsaft, Konfitüre, Senf, Nudeln, Gewürze oder Schokolade. Angegliedert ist das „himmelsglück“ an das direkt daneben befindliche Café und Restaurant himmel + erde der Glückstädter Werkstätten.

Als Sport noch gemeinsam möglich war, beteiligte sich das Floorball-Team der Glückstädter Werkstätten im März 2020 kurz vor Corona an den Special Olympics Winterspielen in Berchtesgaden und krönte seine Teilnahme mit einer Bronze-Medaille. Die Stadt Glückstadt wollte dies nicht unerwähnt lassen und Bürgermeisterin Manja Biel ehrte die Spieler nachträglich im August 2021 mit dem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt und einer großen Tüte an süßen Kalorien für jeden. 

2022

Ein Jahr voller trauriger und erfreulicher Momente

Nachdem das Schlimmste bezüglich Corona soweit überstanden war, griff Russland die Ukraine an. Die Glückstädter Werkstätten kamen spontan in allen Teilbereichen zu einer Gedenkminute zusammen.

Baggerarbeiten in der Segelmachertwiete in Glückstadt waren ein deutliches Zeichen: Der Bau von zwei Wohnhäusern für 53 Menschen psychischen und/oder suchtbedingten Erkrankungen hatte begonnen mit voraussichtlicher Fertigstellung im Herbst 2023.

Das Raumkonzept berücksichtigt durch Einzelzimmer mit eigenem Bad sowohl Bedürfnisse nach Privatsphäre als auch soziale Begegnungen in Gemeinschaftsräumen. Ziel ist es, die Bewohnerinnen und Bewohner zu stärken und zu befähigen, wieder selbstständig in einer eigenen Wohnung zu leben und am Arbeitsleben teilnehmen zu können. 

Im Rahmen der arbeitsbegleitenden Angebote werden sportliche Aktivitäten und die Teilnahme an Sportveranstaltungen, wie u. a. Landessportfeste, nationale Special Olympics im Sommer und Winter, der Störlauf, Fußball-, Floorball und Boccia-Turniere, stark gefördert. Seit 16 Jahren nehmen die Glückstädter Werkstätten auch am Deutschen Sportabzeichen teil. 2022 standen die Nationalen Sommerspiele der Special Olympics, der weltweit größten vom Internationalen Olympischen Komitee offiziell anerkannten Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, an. In den Sportarten Leichtathletik, Schwimmen, Tischtennis und Tennis starteten die Teilnehmenden der Glückstädter Werkstätten. Mit 10 x Gold, 4 x Silber und 6 x Bronze haben die Sportlerinnen und Sportler überzeugt. 

Mächtig stolz und glücklich war das Team des Bistros im DwerWerk als es im Oktober den Sven-Picker-Inklusionspreis des Sozialverbandes Schleswig-Holstein erhielt. Der Verband wollte damit die seit 15 Jahren bestens funktionierende Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung loben. „Besonders hervorzuheben ist, dass bei Ihnen Mitarbeitende mit einer Behinderung ganz selbstverständlich zum Beispiel neuem Personal die Abläufe zeigen. So sieht gelebte Inklusion aus“, sagte Alfred Bornhalm, Landesvorsitzender des Sozialverbands Schleswig-Holstein in seiner Ansprache. 

2023

DUOday - Inklusion fängt mit der Begegnung zweier Menschen an

Das war ein spannender Tag für unsere Teilnehmenden von elmar und Boje am internationalen DUOday. Sie bildeten mit verschiedenen Arbeitgebern zum dritten Mal für einen Tag ein Duo und erlebten einen gemeinsamen Arbeitstag. So erhielten sie Einblick in vielfältige Arbeitsabläufe: Administration, Sicherheitsdienst, Einzelhandel, Montage, Kinderbetreuung, Hauswirtschaft, Gastronomie und Seniorenpflege.  

2023 gab es dann DAS Sport-Event in Berlin: Die Special Olympic World Games mit insgesamt 7.000 Teilnehmenden, 415 davon aus Deutschland. Auf diesen Termin fieberten zwei Beschäftigte mit Handicap der Glückstädter Werkstätten seit Monaten hin: Schwimmerin Jessica Eggers vom Inklusionsprojekt himmel + erde und Schwimmer Swen Weichert aus der Garten- und Landschaftspflege. Es war das erste Mal, dass Sportler der Glückstädter Werkstätten bei den alle vier Jahre stattfindenden Weltspielen antraten. Jessica Eggers kehrte mit 3 Bronzemedaillen und Swen Weichert mit drei guten Platzierungen zurück. Ein großer persönlicher Erfolg für die beiden. 

Im Herbst 2023 haben wir ein sehr erfolgreiches Bauprojekt abgeschlossen. Zusammen mit der Firma ALHO Systembau haben wir einen Neubau der Besonderen Wohnformen für Menschen mit psychischen und suchtbedingten Beeinträchtigungen in der Segelmachertwiete in Glückstadt realisiert. Die Bewohnerinnen und Bewohner der ehemaligen Eingliederungshilfe von Vitanas in der Grillchaussee, die die Glückstädter Werkstätten 2019 übernommen hatte, finden damit ein neues Zuhause in hellen, modernen Einzelzimmern mit eigenem Bad. Das Raumkonzept berücksichtigt gleichzeitig deren Privatsphäre und bietet Möglichkeiten zur sozialen Begegnung und Tagesstruktur.

2024

Mitte März ist es soweit: Das Wohnprojekt am Coriansberg in Itzehoe wird bezogen!
Das frisch fertiggestellte Gebäude bietet 30 Menschen mit Beeinträchtigungen ein Zuhause.
Moderne Einzelzimmer mit eigenem Bad, Gemeinschaftsräume, viel Platz zum Kochen und miteinander essen und klönen – und das mitten in der Stadt.

Fortsetzung folgt!